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Bayerisches Wörterbuch (BWB)

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1913–1933: Systematischer Fragebogen

Bereits 1913 begann der Versand sogenann­ter „Syste­ma­tischer Fragebögen“. Bis 1930 wurden insgesamt 109 Serien versandt.
Jeder Bogen hatte ein Leit­thema. Es wurde nicht nur nach einem bestimm­ten Grundwort und dessen Bedeutungs­spektrum gefragt, sondern auch nach Zusammen­setzungen, Vergleichen, Redensarten und Bräuchen, die in Zusammenhang mit dem thematisierten Wort standen. Die Belege wurden von den Probanden auf mitgelieferte Karteizettel geschrieben. Die „Sammler“, die diese Fragen beantworten sollten, waren in der Mehrzahl Volksschullehrer, die wiederum alteingeses­sene Personen aus ihrem jeweiligen Schulort befragten. In den Jahren 1913 bis 1915 wurden bayernweit 41 unterschiedliche Fragebögen an jeweils etwa 350 Sammler versandt. 1915 mussten die Erhebungen kriegsbedingt eingestellt werden. Als nach dem Ersten Weltkrieg der Versand wieder aufgenommen wurde, konnte das Sammlernetz nicht mehr auf diese Dichte gebracht werden. Am Schluss der Aktion waren insgesamt nur noch 38 Sammler beteiligt. Etwa zwei Drittel der Sammler stammten aus Altbayern. Das Ergebnis der „Systema­tischen Fragebögen“ waren etwa 780.000 Belegzettel. Davon gingen gegen Ende des Zweiten Weltkrieges etwa 64.000 verloren.

1927–1933: Kundfahrtenkatalog (direkte Befragung)

Von 1927 an unternahmen Redaktoren in Bayern mehrere Kundfahrten. Das dadurch gewonnene Material, als „Kundfahrten­kata­log“ bezeichnet, ist die einzige Materialschicht des Bayerischen Wörterbuchs, die durch direkte Befragung vor Ort entstanden ist. Hauptsächliche Zielsetzung war die Erfassung der genauen Lautungen des Wortguts. Verdichtungen des Ortsnetzes sind vor allem im Alpengebiet und in den Übergangszonen zum Ostschwäbischen und Ostfränkischen zu verzeichnen. Insgesamt enthält der „Kundfahrtenkatalog“ etwa 108.000 Belegzettel.

1927–1940: Mundartgeographischer Fragebogen

In den 1920er Jahren entstand der „Mundart­geo­gra­phi­sche Fragebogen“: Kurze und prägnante Fragen nach den Ausdrücken für bestimmte Bedeutungen (im Durchschnitt etwa 20-30 pro Bogen), versandt an eine möglichst hohe Zahl von Sammlern, sollten in relativ kurzer Zeit zu einem Belegnetz führen, das für die Erstellung sprachgeographischer Karten tauglich war. Denn die damalige Kommission für Mundartforschung liebäugelte mit der Erarbeitung eines Bayerischen Sprachatlasses.
Die insgesamt 294 verschickten Bogenserien lagen der „Wochen­schrift zur Pflege von Heimat und Volkstum“ bei. Die Zeitschrift wurde von Amts wegen an alle Schulleitungen versandt. Die Antworten wurden direkt in die Bögen eingetragen. Aus Altbayern war der Rücklauf etwa 250 Bögen je Serie. Schätzungsweise wurden so ca. 1,3 Millionen Mundartbelege gesammelt.
Die insgesamt ca. 80.000 eingegangenen Fragebögen liegen auch als Scans vor.

1934: Fragebogen Maurer

Im Jahr 1934 versandte der Germanist Friedrich Maurer in Erlangen einen für ein geplantes „Ostfränkisches Wörterbuch“ ausgearbeiteten Fragebogen mit 90 Fragen zu Lautung und Wortschatz. Dieser so genannte Maurer-Bogen wurde als Beilage zum „Bayerischen Schulanzeiger“ an alle Schulen Bayerns versandt. Selbst Wenkers Deutscher Sprachatlas erreichte kein Ortsnetz von dieser Dichte.

Die Bögen aus den ca. 2760 bairischen Orten werden für das Bayerische Wörterbuch ausgewertet, sie enthalten ca. 250.000 Belege. Sie liegen auch als Scans vor und sind unter BWB digital zu finden.

Das Beispiel zeigt die sechste und letzte Seite
des „Maurer-Bogens“ aus Böhmischbruck, Altlandkreis Vohenstrauß.

1958 bis heute: Wörterlisten

Seit 1958 werden als „Wörterlisten” bezeich­nete Fragebögen verschickt. Sie ergänzen
das vorhan­dene Material der früheren Erhebungen, das teilweise erhebliche Lücken aufweist.
Die Fragestellung ist semasiologisch, d.h. es wird vom Wort ausgehend nach der Bedeutung gefragt. Bisher sind über 260 Listen mit je 60 Fragen verschickt und so weit über vier Millionen Einzelbelege gesammelt worden. Die bisherigen Wörterlisten betreffen Stichwörter mit den Anfangsbuchstaben A - R, T - Z. Teile der Stichwortstrecke mit R-, S- und W- fehlen noch.

Die Anzahl der ehrenamtlichen Mitarbei­te­rin­nen und Mitarbeiter, die dankenswerterweise die Mühe auf sich nehmen, diese Listen auszufüllen, schwankt zwischen vier- und fünfhundert.

Wir freuen uns jederzeit über neue Interessenten, die bereit sind, mitzu­arbeiten. Seit 2017 können die neu ver­schick­ten Wörterlisten auch online ausgefüllt werden. Wer an der Befragung teilnehmen möchte, kann sich über Kontakt mit uns in Verbindung setzen. Die bislang digitalisierten Listen können eingesehen werden (siehe BWB digital).